Erwachsenenbildung im Digitalen Zeitalter

Die Burgenländische Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB) lud am Mittwoch, 20. 11., zum „Tag der Weiterbildung“ ins Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt. Im Mittelpunkt der vom Land Burgenland organisierten Veranstaltung stand die Digitalisierung. Als Vortragende konnte die Medien-Expertin Martina Kainz von der Wirtschaftsakademie (HAK) Zwettl gewonnen werden. Die BuKEB wurde 1994 gegründet und ist der Zusammenschluss von zwölf gemeinnützigen Erwachsenenbildungsanbietern im Burgenland. Gemeinsam arbeiten diese Institutionen daran, der burgenländischen Bevölkerung ein flächendeckendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten aus dem allgemeinbildenden, berufsbildenden und konfessionellen Bereich bereitzustellen. 2018 hielt die BuKEB insgesamt 5.418 Kurse und Veranstaltungen mit insgesamt 93.342 TeilnehmerInnen ab. Darüber hinaus wurden 7053 Beratungen durchgeführt. In Summe beschäftigen die zwölf BuKEB-Institutionen 207 hauptberufliche, 1846 nebenberufliche sowie 588 ehrenamtliche Mitarbeiter. Einen Überblick über die Aus- und Weiterbildungen im Burgenland gibt die Weiterbildungsdatenbank bukeb.weiterbildung.at.

„Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebensbereiche erfasst. Die damit Hand in Hand gehenden Veränderungen haben unser Leben in relativ kurzer Zeit grundlegend verändert und stellen uns vor große Herausforderungen“ sagte Bildungslandesrätin Daniela Winkler. Die Nutzung von Smartphones, Tablets und Computer kenne heute keine Altersgrenzen mehr, daraus folge, dass der überwiegende Teil der Menschen von diesen Veränderungen betroffen ist. Daher müsse man auf allen Ebenen reagieren, um dem Anspruch gerecht zu werden, sowohl im Schulbereich als in Erwachsenenbildung. „Die Erwachsenbildungseinrichtungen leisten dazu einen sehr wichtigen Beitrag.“

Ziel der BuKEB sei es, eine flächendeckende, leistbare Grundversorgung und ein kontinuierliches Angebot in der Erwachsenenbildung für alle in allen Regionen des Burgenlands anzubieten, erklärt BuKEB-Vorsitzende Christine Teuschler.“ Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man regionale Barrieren, wie die räumliche Zugänglichkeit der Angebote, reduzieren. Außerdem müsse man darauf achten, dass die Angebote in angemessener Zeit und Entfernung erreichbar sind, betont Teuschler. „Flexible, digitale Lernangebote können hier helfen.“

An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei
Die Bedeutung der Erwachsenenbildung sei angesichts der Umbrüche unserer Gesellschaft noch nie so groß wie heute, betont Martina Kainz. „Erwachsene werden geradezu überrollt von der rasanten Entwicklung. Deshalb ist die Erwachsenenbildung so wichtig wie nie zuvor. Das Rad kann nicht zurückgedreht werden und die digitalen Technologien bieten auch große Chancen.“ Damit diese auch genutzt werden können, sei viel Information und Interesse Voraussetzung. Sinnvoll seien Angebote, „die nicht Emotionen noch zusätzlich befeuern wie zum Beispiel Elternkurse für Information über den Umgang mit Handy und Co, Informationsangebote über rechtliche Grundlagen oder die Förderung von Ritualen in der Familie“, erklärt die Expertin. Oberstes Credo sei es, „die Vernunft einzuschalten, zu informieren und Wissen über die korrekte Nutzung digitaler sozialer Medien zu vermitteln“.

Dass an der Digitalisierung kein Weg vorbeiführt, zeigt Kainz an aktuellen Zahlen: „Mehr als 4 Milliarden Menschen, 53% der Weltbevölkerung, nutzen das Internet weltweit, 5,135 Milliarden Menschen nutzen mobile Dienste wie Smartphones. Die stärksten Wachstumsraten sind in Afrika. 3,1 Milliarden Menschen sind aktive Social Media Nutzer, 2.9 Milliarden nutzen soziale Medien mit dem Smartphone.“ (Quelle: https://wearesocial.com/de/blog/2018/01/global-digital-report-2018)

Innerhalb von 60 Sekunden werden im Internet 188 Millionen Emails versandt, 390.030 Apps heruntergeladen, in Summe 41,6 Millionen Nachrichten über Facebook Messenger und WhatsApp oder 1 Million Streams geschaut. (Quelle: https://de.statista.com/infografik/2425/das-passiert-in-einer-minute-im-internet/).

Jugend und Soziale Netzwerke
Welche sozialen Netzwerke nutzen Österreichs Jugendliche 2019? Laut Jugend-Internet-Monitor (Quelle www.saferinternet.at/services/jugend-internet-monitor/ ) nutzen 83% WhatsApp, 78% YouTube, 71% Instagram, aber Facebook nur mehr 44%. Dass Jugendliche Facebook den Rücken kehren, habe damit zu tun, dass die Plattform schon seit längerem zunehmend auch von Erwachsenen genutzt wird, erklärt Kainz: „Wenn Mama, Papa, Oma und Opa auch auf Facebook sind, ist das für die Kids nicht mehr so cool.“

Selbstdarstellung spielt in der Online-Gesellschaft eine große Rolle
Eine große Rolle spiele die Selbstdarstellung in der Online-Gesellschaft. Kainz spricht vom Phänomen des demonstrativen Konsums bzw. demonstrativen Geschmacks, das sich durch alle Bereiche wie Essen, Reisen, Lifestyle und vieles mehr ziehe. „Es gibt in Österreich 400 Food Blogs, aber das gemeinsame Essen, das gemeinsame Kochen in der Familie nimmt paradoxer Weise ab“, sieht Kainz eine Diskrepanz. Deshalb müsse man diese Rituale wieder pflegen, das müsse man auch den Eltern vermitteln.

Zwanghafte Sorge, etwas zu verpassen
Die Darstellungen dienten primär dem Zweck, die eigene soziale Position zum Ausdruck zu bringen. Jedoch stehe diese oft in keinem Zusammenhang mit der Realität. „Es geht darum, integriert und dabei zu sein. Folgen sind die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität. Das führt zu Unzufriedenheit und einer Verringerung des Selbstwertgefühls.“ Bei Jugendlichen spricht man vom Phänomen FOMO (Fear of Missing Out), der zwanghaften Sorge, etwas zu verpassen. Dieses Gefühl geht besonders mit modernen Technologien wie Mobiltelefonen und Sozialen Netzwerken einher und wird von diesen verstärkt.