Pilotprojekt „Neuromotorisches Lernen“ startet in vier Volksschulen des Burgenlandes

Eine Verbesserung der motorischen Grundeigenschaften, höhere Aufmerksamkeit durch gesteigerte Konzentration und bessere Motivation im Schulalltag sind einige der Konsequenzen, die die neuromotorische Lernmethode erwarten lässt. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Neuberg/Bezirk Güssing wurde das Projekt vorgestellt.

Diplomsportlehrer Professor Gerhard Judmayer hat die Methode „Neuromotorische Lernprozesse“ entwickelt und seit mehreren Jahren mit den Kindern erprobt. Dabei werden die koordinativen Fähigkeiten mit kognitiven und visuellen Aufgaben trainiert. Neuromotorisches Lernen (NML) soll die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern, und zwar durch immer wieder neue Bewegungsanforderungen, bei denen Dinge gleichzeitig wahrgenommen und verarbeitet werden müssen.

Durch die verschiedenen, variablen und kombinierten Bewegungsabläufe, wird das Gehirn immer wieder vor neue Aufgaben gestellt und lernt daraus, effektivere Lösungen zu finden. Dadurch werden Aufmerksamkeit und Konzentration, aber auch die Kreativität gefördert. Die Kinder werden selbstbewusster, sicherer und leistungsfähiger.

Ich sehe in der Bewegung einen wichtigen Aspekt im Bildungsbereich und bin davon überzeugt, dass die neuromotorischen Lernprozesse zusätzliche Verbesserungen für die Kinder bringen.

Die vielseitigen positiven körperlichen und gesundheitlichen Auswirkungen von Bewegung sind bekannt, aber es ist beeindruckend, welche Steigerungen durch NML im Lernverhalten möglich sind. Das Burgenland ist als Bildungsland sehr erfolgreich und mit diesem Projekt wieder einmal mehr richtungsweisend. Die Bildungsdirektion mit den Pädagoginnen und Pädagogen sorgen auf diesem Gebiet mit innovativen und zukunftsweisenden Projekte für eine ständige Weiterentwicklung. Es geht nicht nur darum, dass Kinder fit und gesund sind – es ist genauso wichtig, die Konzentration, Aufmerksamkeit und Motivation zu erhalten oder zu steigern.

Mag. Harald Ziniel erkennt in dem Projekt viele Ansatzpunkte, die dieses Projekt für die Bildungsdirektion so spannend und interessant machen:

„Es handelt sich hier um eine Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Entwicklung unserer SchülerInnen sowohl in geistiger als auch in körperlicher Hinsicht, und zwar in wechselseitiger Bereicherung zu fördern – es soll also die Stärkung der körperlichen sowie der geistigen Leistungsfähigkeit gemeinsam und gleichzeitig erfolgen. Aus der Sicht der Bildungsdirektion ist diese Initiative der Frau Bildungslandesrätin sehr zu begrüßen, insbesondere weil sie unterschiedliche Aspekte des Kosmos Schule und Bildung anspricht, uns neue Perspektiven ermöglicht und durchaus auch das Potential besitzen kann neue Wege zu eröffnen. In der modernen Schule steht nicht mehr das Lehren im Mittelpunkt, sondern das Lernen und dieses Projekt steht im Zeichen der positiven Entwicklung.“

Projektleiter und Diplomsportlehrer Judmayer zu den Inhalten des Projekts: „Die Kernfrage in diesem Projekt ist, ob ein regelmäßiger Einsatz im Bewegungs- und Sportunterricht, in Verbindung mit anderen Unterrichtsgegenständen, die Konzentrationsleistung steigert und die motorischen Grundeigenschaften der Kinder verbessert. Bisherige Erfahrungen bestätigen eine solche Entwicklung. Zusätzlich stärken die positiven Konsequenzen des NML die Sprachentwicklung. Darüber hinaus stellen die positiven Auswirkungen im Sport einen wertvollen Beitrag zur Unfallprävention dar, da durch die verbesserte Motorik und Koordination im Alltag und im Sport das Unfallrisiko gesenkt werde.“

Zur nachhaltigen Steigerung der Qualität der Bewegungseinheiten ist in weiterer Folge geplant, PädagogInnen in der Grundschule zum Einsetzen dieser Methode zu motivieren und sie durch Aus- und Fortbildungen dazu zu befähigen.

In den vier Pilotschulen im Bezirk Güssing, Neuberg, St. Michael, Güttenbach und Deutsch Tschantschendorf, werden pro Woche 9 Stunden NML durch die Klassenlehrer unterrichtet. Vor- und Nachbesprechungen mit dem Projektleiter sowie eine lückenlose Dokumentation der Einheiten sind Grundlage für die wissenschaftliche Begleitung der Studie in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule und der Bildungsdirektion.