Flötenprojekt stärkt nachhaltig das Musikwesen im Burgenland

Hochrangige Musikfunktionäre sind sich einig ob der positiven Effekte des Projekts.

Die landesweite Initiative ermöglicht und erleichtert den Kindern mit einem kostenlosen Musikinstrument den Zugang zum Musizieren. Burgenländische Musikschulen verzeichnen den Höchststand an Anmeldungen. Die Kooperation mit dem Blasmusikverband lässt eine Qualitätssteigerung und die Sicherung des Nachwuchses durch vermehrten Zuwachs von Jungmusiker:innen erwarten.

Nach dem Leitsatz „Jedem Kind sein Instrument“ wurde die landesweite Musikoffensive „Auf die Bühne, fertig, los!“ auf Initiative des Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil mit den burgenländischen Musikverantwortlichen ins Leben gerufen. Um bei den Kindern das Interesse und die Begeisterung am Musizieren zu wecken und zu stärken, erhält jedes Kind in der zweiten Klasse Volksschule im Burgenland sein eigenes Musikinstrument in Form einer Blockflöte.

Ich bin vom Erfolg des Projektes überzeugt. Dieses Projekt geht weit über die Volksschulen hinaus und spannt einen Bogen von den Jüngsten bis hin zur akademischen Ausbildung an der Joseph Haydn Privathochschule. Ziel ist, das Musizieren im und für das Burgenland als Kulturgut zu erhalten und zu fördern. Das stärkt nicht nur das Musikschulwesen, sondern auch die weitere Entwicklung und den gesellschaftlichen Stellenwert des Musizierens. Der Besitz eines eigenen Instrumentes steigert die Chancen, dass sich Kinder entscheiden, ein Musikinstrument zu lernen und in weiterer Folge bis hin zum Erwachsenen ein solches zu spielen. Davon profitieren insbesondere die Musikvereine und -kapellen. Musik hat in unserer Gesellschaft in allen Lebenslagen einen sehr hohen Stellenwert. Daher fördern und unterstützen wir die musikalische Ausbildung in übergreifenden Projekten. Laut Meinung von Experten sei die Blockflöte für den Einstieg das ideale Instrument.

Für die Umsetzung des Projekts ist die Bildungsdirektion verantwortlich. Laut Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz sind dort weder substanzielle Kritik noch Beschwerden eingegangen. Zitz unterstreicht, dass der Einsatz der Blockflöte im Unterricht der Gestaltung der Lehrerin oder des Lehrers unterliegt. Unmissverständlich sei im Lehrplan der Auftrag für musische Bildung verankert. „Einer der Schwerpunkte in der Musikerziehung ist die Aufgabe, Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit durch gezielten Einsatz von Stimme, Instrumenten und Bewegung zu vermitteln“, sagt der Bildungsdirektor.

Der Geschäftsführer des Musikschulwerks im Burgenland, das heißt der burgenländischen Musikschulen, Gerhard Gutschik, sieht das Projekt als einen der Gründe für das große Interesse und die bislang höchsten Anmeldezahlen für das aktuelle Schuljahr. “Die Initiative sollte allen Kindern die Chance einer intensiveren Beschäftigung mit Musik geben. Damit hat man unbestreitbar mehr Musik in die Volksschulen gebracht und viele Kinder erreicht, die sonst nicht diese Chance erhalten hätten“, sagt Gutschik.

Eine im Rahmen des Projekts entstandene Kooperation mit dem Blasmusikverband unterstützt die Musikvereine und -kapellen dahingehend, indem wichtige Nachwuchsarbeit für die Vereine geleistet wird.

Laut dem Obmann des Blasmusikverbands Burgenland, Peter Reichstädter, profitieren die Mitglieder des Verbands und die Volkskultur im Burgenland: „Musik hat positivste Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern – dies haben verschiedene Studien bereits dargestellt. Die Auseinandersetzung mit Musik in sehr jungen Jahren bereits zu beginnen, die musikalische Früherziehung, Projekte zur Steigerung der gemeinsamen musikalischen Entwicklung sind valide Ansätze und indirekt auch Garanten für Folgeprojekte. Die Bläserklasse für Kinder bzw. für Erwachsene gemeinsam mit dem Burgenländischen Musikschulwerk sowie die Ensemble-Jugendblasorchester Leitung gemeinsam mit der Joseph-Haydn Privatuniversität sind Impulsgeber für die Blasmusik im Burgenland. Die Mitglieder des Burgenländischen Blasmusikverbandes profitieren durch diese auf Lebenszyklus optimierten Vorhaben und Projekte in ihrer Qualität und natürlich auch der Sicherung des Nachwuchses und damit profitiert letztendlich die Volkskultur im Burgenland.“

Für den Direktor der Joseph Haydn Privathochschule, Gerhard Krammer, gibt die verkürzte Widergabe „Blockflöte“ nicht den tatsächlichen Umfang der Initiative wider: “Denn der Zugang und damit auch die pädagogische Grundintention ist, musisch-kreative und soziale Kompetenzen einen entsprechenden Platz in der Unterrichtsgestaltung zu geben. Seitens der Joseph Haydn Privathochschule betreut eine pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin diesen Bereich. Bei konkretem Unterstützungsbedarf in den Klassen bzw. Schulen können erfahrene Studierende für Betreuungen zur Verfügung stehen, die bereits Erfahrungen im fachdidaktischen Bereich haben.“

Die Blockflöte ist das Mittel zum Zweck, vergleichbar mit einem Ball. Ballspielen fördert gewisse Fertig- und Fähigkeiten der Kinder. Wenn sich Kinder aufgrund dessen für eine Ballsportart entscheiden, einem Verein beitreten und diese Sportart ausüben, wurde ein wichtiges Ziel erreicht. Genauso können wir die Blockflöte betrachten.

Info zum Projekt

Für das aktuelle Schuljahr wurden 3.300 Flöten angekauft, diese werden aktuell auf die Kinder in der zweiten Schulstufe verteilt. Jede dieser Blockflöten, die den Qualitätsstandards eines Instruments für Musikschulen entsprechen, ist aus österreichischem Holz gefertigt. Der Preis pro Stück liegt bei rund 28 Euro. Die Anschaffungskosten belaufen sich für dieses Schuljahr auf ca. 92.000 Euro. Dazu kommen noch Bücher, Unterlagen und die Lernsoftware, die für den Unterricht bereitgestellt werden. Die Gesamtkosen liegen bei rund 145.000 Euro für das aktuelle Schuljahr.

Zur Unterstützung der Lehrenden in Volksschulen gibt es an der PH Burgenland und in Zusammenarbeit mit den Musikschulen eine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen, die bis jetzt von ca. 200 Lehrenden besucht wurden. An Volksschulen ergeht das Angebot, dass Musikschullehrer:innen vier Mal pro Semester Musikstunden in der Volksschulklasse gestalten. Über 40 Volksschulen haben im Schuljahr 2022/23 von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Die Anmeldungen für das heurige Schuljahr laufen derzeit und sind ebenfalls zahlreich. Die Zusammenarbeit von Volksschulen und Musikschulen hat sich intensiviert.