Innovativer Hochschullehrgang stärkt Physikunterricht an burgenländischen Mittelschulen

Schaffung von Schwerpunktlehrer:innen hebt den Wissenschaftsunterricht auf die nächste Stufe

Das Land Burgenland und die Bildungsdirektion setzen gemeinsam mit der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland (PPH Burgenland) einen wegweisenden Schritt zur Verbesserung des Physikunterrichts an Mittelschulen. Der neu eingeführte Hochschullehrgang „Schwerpunktlehrer:in in Physik“ hat zum Ziel, fachfremd unterrichtende Lehrkräfte zu qualifizieren und ihre Kompetenzen im Fach Physik nachhaltig zu vertiefen.

In den Fächern Physik stehen unsere Schulen vor großen Herausforderungen. Der drohende Mangel an spezialisierten Lehrkräften könnte die Qualität unserer Bildung gefährden und den Erfolg unserer Schülerinnen und Schüler einschränken. Dahingehend haben wir rechtzeitig reagiert und in Kooperation mit der Bildungsdirektion, der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland und dem Experten auf dem Gebiet der Physik, Dr. Werner Gruber, diesen Lehrgang ins Leben gerufen.

Eine kürzlich durchgeführte Erhebung der Bildungsdirektion im Januar 2023 ergab, dass mehr als 50% der Physikstunden an burgenländischen Mittelschulen von fachfremden Lehrkräften unterrichtet werden. Als Reaktion darauf wurde der Hochschullehrgang ins Leben gerufen, um Lehrpersonen die Möglichkeit zu geben, ihre fachspezifischen Kompetenzen zu stärken und den Physikunterricht an Schulen nachhaltig zu verbessern. Der aktuell laufende Hochschullehrgang wird von 16 Lehrer:innen aus burgenländischen Mittelschulen besucht und erstreckt sich über vier Semester mit insgesamt 25 ECTS-Punkten. Die Lehrveranstaltungen finden sowohl online als auch in Präsenzveranstaltungen an der PPH Burgenland sowie an verschiedenen Schulstandorten statt. Ziel ist es, eine naturwissenschaftliche Community von Lehrer:innen aufzubauen, die gemeinsam neue Ansätze entwickeln und bewährte Praktiken teilen, unterstützt von Expert:innen aus Fachwissenschaften und Fachdidaktik.

Praxisnaher Unterricht

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der praxisnahen Vermittlung von Physikkenntnissen und der Entwicklung didaktischer Fähigkeiten für den Physikunterricht. Der Hochschullehrgang deckt eine Vielzahl physikalischer Themen ab, darunter Optik und Schall, Mechanik und Energie, Elektrizität und Magnetismus, Wärmelehre, Wetter und Klima sowie Strahlung und moderne Physik. Die Lehrinhalte werden nicht nur theoretisch vermittelt, sondern durch Experimente und fachdidaktisch sinnvolle Unterrichtssequenzen vertieft und veranschaulicht. Dieser ganzheitliche Ansatz soll sicherstellen, dass die Teilnehmenden nicht nur über fundierte Kenntnisse verfügen, sondern auch in der Lage sind, das erworbene Wissen erfolgreich im Unterricht anzuwenden. Rektorin Sabine Weisz betonte die Bedeutung dieses Schritts in Richtung qualifizierter Lehrer:innen im naturwissenschaftlichen Bereich: „Der Hochschullehrgang ‚Schwerpunktlehrer:in in Physik‘ ist ein bedeutender Meilenstein in unserer Bildungslandschaft. Er ermöglicht unseren Lehrer:innen, ihre Expertise im Fach Physik zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Dadurch können sie die Schüler:innen noch besser auf die Herausforderungen der modernen Welt vorbereiten und ihnen ein fundiertes Verständnis für Physik vermitteln.“

Die Initiative zielt darauf ab, die Qualität des Physikunterrichts an burgenländischen Mittelschulen zu sichern und zu verbessern sowie dem drohenden Lehrermangel in bestimmten Fachgebieten entgegenzuwirken. Die PPH Burgenland bietet den Lehrkräften eine bedeutende Fortbildungs- und Entwicklungsmöglichkeit an. Durch die Schaffung von Schwerpunktlehrer:innen wird das Bildungssystem im Burgenland gestärkt und der Wissenschaftsunterricht auf die nächste Stufe gehoben. Dieses Projekt wird Lehrer:innen in die Lage versetzen, Fächer zu unterrichten, die sie ursprünglich nicht studiert haben und ihre pädagogischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Dies ist keine schnelle Lösung, sondern ein strategischer Ansatz, der auf einer soliden Grundlage aufbaut und kontinuierliche Fortbildung und Unterstützung bietet. Das Ziel ist es, Lehrer:innen zu stärken und zu motivieren, damit sie die beste Bildung für die Schüler:innen liefern können.

Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz sieht in dieser Form der zusätzlichen Ausbildung einen bedeutenden Mehrwert: „Um den burgenländischen Schülerinnen und Schülern das nötige Verständnis für Naturwissenschaften und den damit verbundenen Chancen näherzubringen, bedarf es fachkundiger Expertise in Form qualitativ ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer. Das Bildungsland Burgenland setzt deshalb auch in Zukunft den Fokus auf Fort- und Weiterbildungen in diesem Bereich. Denn es ist wichtiger denn je, die Vielseitigkeit der Naturwissenschaften auszuschöpfen und die Neugier für Themenbereiche wie die Physik zu erhalten. Ich empfehle allen interessierten Pädagoginnen und Pädagogen den Besuch dieses tollen Angebots“, so Bildungsdirektor Mag. Heinz Josef Zitz.

Physiker Werner Gruber ist vom Wert und Erfolg des Lehrganges überzeugt: „Mit dieser tollen Initiative beweist das Burgenland wieder einmal seine Vorreiterrolle. Wenn wir im eigenen Land so gute Lösungen anbieten, braucht man nicht im Ausland nach Lehrkräften zu suchen.“

Für Susanne Lindenberger, Pädagogin an der Mittelschule der Klosterschule Neusiedl am See, waren mehrere Gründe ausschlaggebend, das Angebot dieser Fortbildung anzunehmen: “Zum einen ist es mein persönliches Interesse an der Naturwissenschaft und zum anderen, dass ich mich gerne weiterbilden möchte. Ermöglicht wird mir die Teilnahme dadurch, indem dieser berufsbegleitend angeboten wird. Zudem ist es eine wichtige Maßnahme, in diesem Fach genügend Lehrer:innen an den Schulen zu haben.“

Rektorin Sabine Weisz und ihr Team spielen eine zentrale Rolle bei der Durchführung dieses Projekts. Die PPH Burgenland leitet die Aus- und Weiterbildung der Lehrer:innen und bringt langjährige Erfahrung sowie fundiertes Wissen ein. Der Bildungsdirektor des Burgenlandes, Heinz Josef Zitz, steuert die strategischen Ziele und koordiniert die Umsetzung dieses Projekts. Werner Gruber, Mitbegründer des Projekts, betont die hohe Qualität der Ausbildung, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert: „Wir freuen uns darauf, den Fortschritt dieses Projekts zu beobachten und sind zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten einen positiven und nachhaltigen Einfluss auf unser Bildungssystem haben wird.“