Pädagogische und psychologische Unterstützung in Krisenzeiten für Kinder, Jugendliche und Familien

Neu entwickelte Maßnahmen sollen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien in der Konfrontation mit dieser Situation in verschiedenen Lagen unterstützen

Die Psyche von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Erziehungsberechtigten ist seit mehr als zwei Jahren aufgrund der Pandemie besonderen Belastungen ausgesetzt. Der Weg zurück in einen normalen Alltag wird von den kriegerischen Auseinandersetzungen in Osteuropa zusätzlich erschwert. Besonders bei Kindern und jungen Menschen, aber auch bei Erwachsenen, werfen diese Geschehnisse neue Fragen auf und lassen Ängste entstehen.

Tief betroffen erfahren wir seit mehr als einer Woche auf allen möglichen Kanälen in Bildern und Informationen von den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine. Es wird laufend über die Zustände berichtet und wie schlimm dieser Krieg die Situation für viele Menschen macht. Dabei hatten wir vor einigen Tagen noch große Hoffnung, nach zwei Jahren Corona und all seinen belastenden Begleiterscheinungen wieder mehr Normalität zurückzubekommen. Doch die aktuellen Ereignisse überschatten unseren Alltag und belasten alle Altersschichten. Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen und psychische Auswirkungen mit sich gebracht, deren Umfang noch nicht abzusehen ist – besonders für Kinder und Jugendliche. Zustände, wie Krieg und dadurch verursachte Not, waren für uns relativ weit entfernt, doch nun bringen uns die Ereignisse in Osteuropa diese schrecklichen Zustände sehr nahe. Wie gehen wir damit um? Diese Frage stellt sich heute – und wir müssen uns diesen Fragen stellen und für sie altersgerechte, offene und ehrliche Antworten finden.

Die Burgenländer:innen sind nicht nur für ihre Hilfsbereitschaft in Krisenzeiten bekannt, sondern auch dafür, rasch zu reagieren, wenn es die Umstände erfordern. Im Familien- und Bildungsbereich wurden zuletzt viele Maßnahmen ergriffen und umgesetzt, um die Herausforderungen rund um Corona zu bewältigen. So habe ich mich in der Vorwoche mit Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich beraten, um Unterstützung bei der Beantwortung der vielen Fragen im Hinblick auf die Geschehnisse in der Ukraine zu geben. Daraus resultierten Maßnahmen und Initiativen, die von der Bildungsdirektion in Zusammenarbeit mit dem Friedensinstitut der Burg Schlaining binnen kürzester Zeit erarbeitet und aufbereitet wurden. Sie sollen speziell im Bildungsbereich und für die Familien Hilfe leisten, mit der Situation umzugehen. Ich darf mich ganz besonders bei der Bildungsdirektion, Mag. Jürgen Neuwirth, dem Kinder- und Jugendanwalt, Mag. Christian Reumann, beim ASPR-Schlaining, Mag.a Ursula Gamauf-Eberhardt und Mag. Moritz Ehrmann, der Landeskoordinatorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Ass. Prof.in Dr.in Brigitte Hackenberg, sowie beim Familien- und Landesjugendreferat bedanken, dass sie uns im Rahmen dieser Initiative tatkräftig unterstützen.

„Das Thema Angst, konkret die Angst vor dem Kontrollverlust, verbindet in der Corona-Krise und im Ukraine-Konflikt Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Kommunikation und das direkte Gespräch sind dabei das wichtigste Präventivmittel, denn hilfreich für jemand anderen zu sein hilft am meisten, um eine Insel des Friedens zu schaffen. Hier haben aus der Alltagserfahrung heraus vor allem auch die Pädagoginnen und Pädagogen enorm viel geleistet. Flexibilität, aber auch Improvisationsbereitschaft standen dabei im Vordergrund, um den täglichen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen“, sagte Ass. Prof.in Dr.in Brigitte Hackenberg, Landeskoordinatorin für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Konkret werden folgende Maßnahmen angeboten:

Allgemeine Information zu diesem Thema für Kinder und Jugendliche von Ursula Gamauf-Eberhardt und Christian Reumann unter dem Titel: „Mama, was ist Krieg?“ auf der Website des Familienreferates Burgenland.

Inhalte für Pädagoginnen und Pädagogen in den Schulen und Bildungseinrichtungen

Um das Thema koordiniert und professionell zu behandeln, wird von der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland für die Pädagoginnen und Pädagogen für alle Altersgruppen, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II, eine Webinar-Reihe angeboten. Unter dem Titel „Das Unfassbare in Worte fassen – mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg reden“ werden in der Zeit vom 10. bis 24. März für Pädagoginnen und Pädagogen für die unterschiedlichen Schulstufen bzw. für den Kindergarten laufend Webinare via Zoom angeboten. Diese behandeln Themen, dass, zum Beispiel, Informationen auch Sicherheit bieten können, dass Falschinformationen im Netz kursieren, dass diese zu prüfen und zu unterscheiden sind, welche Ängste und welche Sorgen im Alter zu beachten sind. Auch das Unverständliche ein bisschen verstehen zu lernen und Vieles mehr werden in entsprechender Weise für unterschiedliche Schulstufen und Zielgruppen angeboten:

  • Kindergartenpädagog:innen und VS-Lehrer:innen
  • Lehrer:innen der SEK I und II sowie
  • Lehrer:innen aller Schularten und Bildungspartner 

Link-Sammlung altersgerechte Empfehlungen mit Informationen über Krieg im Allgemeinen und den Ukraine-Krieg im Besonderen

Bücher zum Vorlesen wie z.B. Friedensmärchen im Kindergarten sowie Kindergerechte Fernsehsendungen oder Kanäle für Primar- und Sekundarstufe I und II finden Sie in der folgenden Linksammlung zum Download.

Webinare des Landesfamilienreferates für Eltern, Erziehende und Familien

Aktuell werden zu diesem Thema Fragen besprochen wie z.B. „Wie spricht man mit Kindern über Krieg?“: Der Krieg in der Ukraine ist plötzlich allgegenwärtig. Kinder erleben Ängste und Sorgen ihrer Eltern, sie hören Gespräche Erwachsener und sehen Bilder im Fernsehen bzw. in sozialen Medien. In der Pause erfahren sie Neues von ihren Freunden am Schulhof. Viele dieser Informationen sind jedoch nicht für Kinder gedacht. In diesem Webinar erhalten Sie Tipps, wie Sie mit dem Thema Krieg dem Alter ihrer Kinder entsprechend umgehen.

Termin: Donnerstag, 10. März 2022, 18.00 bis 19.00 Uhr
Vortragende: Klinische – und Gesundheitspsychologin Mag.a Teresa Neuwirth

Workshop des Landesjugendreferates zum Thema Psychische Gesundheit und Jugendarbeit

Schwerpunkte des Workshops sind unter anderem Inhalte zur COVID Pandemie und den kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa. Der Workshop findet am 25. März 2022, um 15.30 Uhr in Klingenbach statt. Anmeldungen sind über das Landesjugendreferat möglich.

Friedenswochen auf Burg Schlaining für Kinder und Jugendliche

Unabhängig von den aktuellen Maßnahmen werden seit September 2007 auf der Burg Schlaining Friedenswochen für Kinder und Jugendliche erfolgreich in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft des Burgenlandes und der Bildungsdirektion Burgenland durchgeführt. (Zielgruppe Schüler:innen der 3. Bis 13. Schulstufe). Im Zentrum der Friedenswochen stehen Trainings in Gewaltprävention und wertschätzender Kommunikation, Konflikt- und Friedenskompetenzen sowie Teambuilding. Dabei können einzelne Module der Friedenswochen als Workshops zur Durchführung an der Schule gebucht werden. Ein Workshop an der Schule kann einen markanten Einfluss auf den Umgang miteinander haben und das Klassenklima nachhaltig positiv beeinflussen. Dazu Mag. Moritz Ehrmann, Direktor des ASPR Schlaining, abschließend: „Krieg ist leider keine Seltenheit in dieser Welt. Je näher er zu uns kommt, desto mehr berührt er uns. Auch wenn wir nach wie vor in Sicherheit leben, gelangt ein Gefühl der Betroffenheit in unsere Wohnzimmer und Kinderzimmer. Diese Betroffenheit ist zutiefst menschlich, auch wenn der Umgang damit schwierig ist. Das Friedenszentrum Schlaining arbeitet in verschiedenen Konfliktgebieten auf der Welt und hat über den Ansatz der Friedenspädagogik ein Handwerkszeug für den kindergerechten Umgang mit Nachrichten über Krieg entwickelt.“